Familientragödige vor 90 Jahren in Ottenhausen – Schwiegervater erschlagen
Familientragödie vor 90 Jahren in Ottenhausen
Am Montag, den 03. Juli 1933 (einen Tag nach dem Kriegerfest, ein Schützenfest fand in diesem Jahr nicht statt) ereignete sich auf einer Wiese beim Staumberge ein Familienstreit, der mit einem Todesfall endete. Friedrich Unruhe, genannt Reppschlägers (geb. 28.06.1863) geriet beim Pfähle setzten mit seinem Schwiegersohn Daniel Bockhoff (geb. 07.02.1894 in Alfen, heute ein Ortsteil von Borchen, Kreis Paderborn) aneinander. Im Laufe der Auseinandersetzung wurde Friedrich Unruhe mit einem Spaten erschlagen.
Die Westfälische Zeitung berichtete dreimal über diesen Vorfall:
Den Schwiegervater erschlagen (Westfälische Zeitung, Von Weser bis Rhein, 04.07.1933)
Blutiges Drama auf einem lippischen Hofe.
Ottenhausen. Zwischen dem 70 Jahre alten Landwirt Fr. Unruhe und seinem Schwiegersohn, dem 36 Jahre alten Bockhof, brach am Mon-tag nachmittag (Zusatz: Todeszeit laut Eintrag im Kirchenbuch 8 Uhr) bei Einfriedungsarbeiten auf der Weide ein schwerer Streit aus, bei dem sich die beiden gegenseitig mit Handwerkszeug schwer bearbei-teten. Durch einen heftigen Schlag mit dem Spaten auf dem Kopf brach der Landwirt Unruhe blutüberströmt zusammen und starb auf der Stelle.
In der Leichenhalle in Steinheim, wohin der Tote überführt wurde, konnte der Täter verhaftet werden. Die Untersuchung wurde von der Staatsanwaltschaft aufgenommen.
Das Drama in Ottenhausen
In der Ausgabe vom 10.07.1933 berichte die Westfälische Zeitung ausführlich in einem Artikel über das „Vorspiel und Hergang der schrecklichen Tat“. Mit dem Autor muss dabei etwas die „Phantasie“ durchgegangen sein, weil der Inhalt nur von allgemeiner Natur ist und eigentlich nichts mit dem Fall zu tun hat.
Bis auf den letzten Absatz: „Das, was übrig blieb.“ Und dann: ein nüchterner Raum des Bielefelder Polizeibüros. Auf dem Tisch liegt ein Bogen Papier. Und darauf, fein säuberlich präpariert: Schädelknochen, 5 große Scherben und 14 kleine Scherben. Das ist alles, was von einem Menschen übrig blieb, der fast 70 Jahre – am 28. Juli wollte er 70 werden – über die Erde ging.
Bericht über die Urteilsverkündung:
Kreis Paderborn (Westfälische Zeitung 28.10.1933)
Das Paderborner Schwurgericht verhandelte gegen den Landwirt Daniel Bockhoff aus Ottenhausen (Kreis Höxter), dem Totschlag an seinem 70jährigen Schwiegervater, dem Landwirt Friedrich Unruhe, zur Last gelegt wird. Am 3. Juli dieses Jahres ist der Angeklagte des Morgens zusammen mit seinem Schwiegervater auf das Feld gegangen. Hier hat er ihn – wie die „Westfälische Zeitung“ ausführlich berichtete – nach einem Streit mit dem Spaten erschlagen. Der Erschlagende wird von einer Reihe von Zeugen als brutaler Mensch geschildert. Der Staatsanwalt beantragte vier Jahre Gefängnis. Das Gericht verurteilte den Angeklagten unter Berücksichtigung mildernder Umstände zu sechs Monaten Gefängnis.
Zur Familiengeschichte:
Daniel Bockhoff heiratete am 26.01.1933 in Paderborn Maria Johanna Unruhe (*12.02.1902, Einzelkind). Die Mutter von Maria (Maria Gemke aus Vinsebeck * 16.09.1871) war bereits am 03.03.1925 verstorben. Die Familie wohnte mit dem Schwiegervater im Haus Nr. 37. Heute steht an diesem Platz die Scheune von Posterts „Im Eck“. Die Familie Bockhoff muss noch 1934 in Ottenhausen gewohnt haben, da am 01.03.1934 die Geburt des Sohnes Paulus Hermann im Kirchenbuch verzeichnet ist. Dieser heiratete 1962 eine Anita Schwering aus Bad Driburg. Laut Helmut Lücking muss die Familie Bockhoff noch vor 1940 (nach Paderborn?) verzogen sein. Das Haus wollte sein Vater erwerben, dies scheiterte aber am Einwand der Landwirtschaftskammer, so ging das Haus an die Familie Postert. Diese ließ es abreißen und die heutige Scheune errichten.
Mit dem Tod von Friedrich Unruhe starb dieser Familienzweig von Unruhes (Reppschlägers) in Ottenhausen aus. Es blieben dann, zu dem Zeitpunkt, noch übrig die Unruhes genannt: Schneiders, Batolds, Holländers und Künniges.
(Zeitungsfunde von Thomas Bauer, Münster. Im Ortsarchiv unter Haus Nr. 37 abgelegt + Stammbaum)
Jürgen Unruhe, Dezember 2021